Der Erwerb von Sprache, Zahlen und Zahlwörtern ist wesentlich für die Entwicklung grundlegender schulischer Kompetenzen. Sprachliche Besonderheiten im Zahlwortsystem, wie beispielsweise die inverse Sprechweise von Zahlen und Zahlwörtern (z.B. wird die Zahl 32 im Deutschen als "zweiunddreißig" gesprochen), können die Entwicklung numerischer Fähigkeiten beeinflussen. Häufig treten dabei komorbide Störungen im Bereich der Sprach- und Zahlenverarbeitung auf. Die genauen Zusammenhänge werden bis heute jedoch kontrovers diskutiert.
In dem DFG-geförderten Projekt Talking Numbers werden diese Beziehungen auf Verhaltens-, neurofunktioneller (fMRT) und neurostruktureller Ebene (MRT mit uni- und multivariatem Lesion-Behavior Mapping sowie Disconnectome Mapping) bei französisch- und deutschsprachigen Personen an der Sorbonne Universität Paris, der Universitätsklinik Tübingen und der Hochschule Trier untersucht. Dies ermöglicht einen direkten Vergleich beider Zahlwortsysteme. Es werden drei Altersgruppen (d.h. Kinder, Erwachsene und Ältere) eingeschlossen, um Erkenntnisse über altersbedingte Veränderungen der Spracheinflüsse auf die Zahlenverarbeitung zu gewinnen. Zudem werden die Auswirkungen typischer und beeinträchtigter Sprachverarbeitung (d.h. bei Kindern mit und ohne Sprachentwicklungsstörungen und nach Schlaganfall) untersucht.
Die Erkenntnisse aus diesem Projekt erlauben Rückschlüsse auf die Auswirkungen von Sprache und deren Beeinträchtigung auf die Zahlenverarbeitung. Die systematische Analyse der neurofunktionellen und -strukturellen Korrelate, die für die gemeinsamen Verarbeitungsprozesse angenommen werden, trägt zum theoretischen Verständnis bei, um zu erklären, wie und auf welcher Ebene des Platz-x-Wert-Systems die sprachlichen Level miteinander interagieren. Dieses Verständnis ist entscheidend für die Weiterentwicklung spezifischer domänenübergreifender Ansätze zur Therapie von Störungen in der Zahlen- und/oder Sprachverarbeitung im Lauf der Lebensspanne.
Das Projekt wird im Rahmen des ANR-DFG-Förderprogramms für deutsch-französische Forschungsprojekte in den Geistes- und Sozialwissenschaften gefördert. Die Laufzeit beträgt 3 Jahre (2024-2026) bei einem Gesamtfördervolumen von rund 650.000 Euro (Eigenanteil der Hochschule Trier: 250.00 Euro).
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