Unfallerkennung

Unfallerkennung und die Vision Zero

387.078 - Das ist die Zahl der Verunglückten auf deutschen Straßen im Jahr 2019. Während 82% dieser Menschen buchstäblich mit einem blauen Auge davon kamen, trugen 17% schwere Verletzungen davon.
0,78% der Verunglückten aber erlagen ihren Verletzungen. In Zahlen ausgedrückt klingt das schon ganz anders: 3.045 von uns sind gestorben. Das ist mehr als ein vollbesetztes Flugzeug pro Monat. Und das eigentlich nur, weil sie selber oder jemand anders mobil sein wollte und sich von A nach B bewegen wollte. Können wir das akzeptieren? Gewiss nicht und demnach muss unsere gesamte Gesellschaft daran arbeiten, die Verkehrssicherheit zu verbessern: durch eine sichere Gestaltung von Straßen (hierzu führen wir mit unseren Studierenden laufend Projekte durch), durch sichere Fahrzeuge (vom E-Scooter bis hin zum Bus) und durch Sicherheitssysteme, die den MENSCHEN schützen. Warum der MENSCH großgeschrieben ist? Weil es uns nicht um Dummys geht (und wir besitzen und nutzen als eine der ganz wenigen Hochschulen in Europa alle relevanten Crashtest Dummys), sondern um den Menschen, den die Dummys repräsentieren sollen. Also bringen wir unseren Studierenden erst mal bei, wo und wie und bei welchen Belastungen der Mensch Verletzungen erleidet (Anatomie und Biomechanik), vergessen da auch die Randgruppen nicht (Kinder, Senioren, Rollstuhlfahrer…) und untersuchen dann gemeinsam, welche Schutzsysteme für Menschen geeignet sind, wo noch Handlungsbedarf besteht und wo wir bei der Gestaltung von Fahrzeugen aller Art auf die Vielfältigkeit des Menschen Rücksicht nehmen müssen. Also auch auf kleine Personen und „Senioren“ ab 50 mit beginnender Osteoporose oder nachlassender Adaptionsgeschwindigkeit der Augen (leider schon ab 45).
 
Primär arbeiten wir also im Institut für Fahrzeugtechnik an Lösungen, die die Verletzungsschwere reduzieren sollen. Je nach Unfallschwere sind die Insassen nach einem Unfall bewusstlos oder hilflos und können den Rettungsdienst nicht selber kontaktieren. Hier springen passive Sicherheitsmaßnahmen ein. Neue Fahrzeuge erkennen den Unfall und geben selbstständig einen eCall ab, mit Angaben zum Unfallort und einer ersten Information über eine mögliche Unfallschwere.
Wie wäre es aber, wenn man zu diesem Zeitpunkt auch schon abschätzen könnte, wie viele Insassen verletzt sind und welche Verletzungen höchstwahrscheinlich vorliegen? Und wie können wir diese Systeme auch für ältere Fahrzeugen anbieten, die noch ohne teure Premium-Pakete an passiver Sicherheit auskommen müssen?
Die Studenten und Mitarbeiter des Institutes für Fahrzeugtechnik arbeiten genau daran. An Algorithmen, welche zum einen Unfälle erkennen und zum anderen eine Aussage über die Unfallschwere und die Unfallrichtung treffen. Mit diesen Daten füttern wir Simulationsprogramme, welche den Unfall nachbilden und virtuelle Dummys in virtuellen Fahrzeugen sitzen und den Moment des Aufpralls ebenfalls durchleben. Mit diesen Ergebnissen wiederum können wir mit biomechanischen Kennzahlen auf mögliche Folgeverletzungen schließen.
Das spart im Ernstfall lebenswichtige Sekunden und trägt bei zur Klärung der Frage, welche Art von Rettungstransport erforderlich ist und wie sich Rettungskräfte vorab auf die Verletzten vorbereiten können.

 

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