Die Ausstellung präsentiert 45 herausragende Abschlussarbeiten aus deutschen Designhochschulen und bietet damit einen aktuellen Einblick in die gestalterischen Positionen junger Designer*innen. Unter den ausgewählten Gestalter*innen ist auch Poras Dhakan, ein Absolvent des Campus Edelstein und Schmuck der Hochschule Trier, der mit seinem Masterarbeits-Projekt „A Gift or a Theft – A call for the return of looted artefacts“ vertreten ist.
Dhakans Arbeit bewegt sich an der Schnittstelle von Schmuckdesign, Materialforschung und kritischer Geschichtsaufarbeitung. In seinen Schmuckobjekten thematisiert er die Rückgabe geraubter Artefakte und wirft die Frage auf, ob das, was als „Geschenk“ betrachtet wird, nicht in Wahrheit ein Diebstahl durch die Kolonialisierer war. In diesem Kontext entwickelt er künstlerische „Waffen“, die nicht physisch verletzen, sondern kulturell und diskursiv wirken sollen.
Dhakan beschreibt sein Projekt folgendermaßen:
„Diese Arbeit beschäftigt sich mit den fortwährenden Nachklängen kolonialer Macht und untersucht, wie Museen weiterhin Narrative über Indien durch die Präsentation von Artefakten formen, die während der Zeit imperialer Eroberung erworben wurden. Sie hinterfragt, ob Museen „fortbestehende koloniale Vermächtnisse“ aufrechterhalten, und analysiert die komplexe Beziehung zwischen kultureller Repräsentation, historischer Interpretation und den anhaltenden Auswirkungen kolonialer Praktiken. Der Fokus liegt auf Objekten, die sowohl von Gewalt als auch von Aneignung geprägt sind und in solchen Räumen gezeigt werden. Dabei wird gefragt, ob die Narrative um diese Artefakte koloniale Vergangenheiten verherrlichen und vorurteilsbehaftete Sichtweisen auf Indien verstärken – und so letztlich „den Stift halten“, um die Geschichte zu kontrollieren.“
Dhakan hatte das Projekt bereits zuvor im Rahmen einer Veranstaltung in Idar-Oberstein präsentiert, die sich mit der kolonialen Aneignung von Ressourcen und Kulturgütern auseinandersetzte. Die Ausstellung themenbezogener Schmuckstücke wurde dabei begleitet von einer Filmvorführung und einem Podiumsgespräch mit den beiden beteiligten Künstlerinnen Julia Obermaier und Anvita Jain. Die Diskussion wurde von Julia Wild moderiert und eröffnete einen tiefgehenden Dialog über Verantwortung, Erinnerung und Repräsentation.
In der Ausstellung Dare to Design in Köln wird das Projekt nun einem größeren Publikum präsentiert. Die Ausstellung versteht sich als Plattform für zeitgenössische Designstrategien, die gesellschaftliche Herausforderungen adressieren, von Nachhaltigkeit über soziale Gerechtigkeit bis hin zu postkolonialen Fragestellungen. Auch in der räumlichen Umsetzung der Ausstellung spiegelt sich dieses Engagement wider: Für den Aufbau werden geliehene oder lokal verfügbare Baumaterialien verwendet, um Emissionen zu reduzieren und Ressourcen zu schonen. Begleitet wird die Ausstellung von Workshops einzelner Absolvent*innen und von Führungen.
Dhakans Beitrag zeigt eindrücklich, wie Design nicht nur ästhetisch, sondern auch politisch wirksam sein kann. Seine Arbeit fordert zur Auseinandersetzung mit kolonialem Erbe auf und ist damit ein spannender Bestandteil der diesjährigen Ausstellung im MAKK – einem Ort des Dialogs, der Verantwortung und der gestalterischen Vision.
Neben Poras Dhakan nimmt noch eine weitere Absolventin der Hochschule Trier an der Ausstellung Teil: Martha Remus macht in ihrer autobiographischen Graphic Novel „Heute gab es Fruchtjoghurt – Meine Kindheit in Armut“ auf unterschiedliche Aspekte von Armut im Alltag aufmerksam.
Weitere Informationen zur Ausstellung finden Sie auf der Webseite der German Design Graduates sowie auf der Webseite des MAKK Köln.
Weitere Informationen zu Poras Dhakan finden Sie auf seiner Webseite und auf Instagram.
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