Der Staatspreis wird alle drei Jahre von den Handwerkskammern Rheinland-Pfalz und dem Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau verliehen. Ziel ist es, das handwerkliche und kulturelle Potenzial des Landes sichtbar zu machen und zeitgemäße Impulse für die Weiterentwicklung des Kunsthandwerks zu setzen. Der Preis ist mit insgesamt 15.000 Euro dotiert und wurde 2025 an drei gleichwertige Preisträger*innen vergeben: die Goldschmiedin und Künstlerin Helena Renner (Idar-Oberstein), den Fotografen und Modellbauer Frank Kunert (Boppard) sowie den Keramiker Martin Schlotz (Laudert).
Die Jury würdigte Renners Arbeiten als „kritisch und zugleich poetisch“. Im Zentrum steht die ausgezeichnete Arbeit Progress?, ein aufwendig gefertigtes Schmuckstück aus hunderten Perlen und Seide, das unter dem Bauch getragen wird. Die Künstlerin zeigt damit, dass jeder Körper – unabhängig von gesellschaftlichen Schönheitsidealen – es verdient, geschmückt zu werden.
In akribischer Handarbeit nähte Renner Perle für Perle übereinander. Dieser zeitintensive Prozess steht sinnbildlich für den langen Weg der Selbstakzeptanz. „Helena Renner verbindet in Progress? Kunst, Handwerk und Körperpolitik – Schönheit und Schmerz, Intimität und gesellschaftliche Relevanz. Ihr Werk zeigt nicht nur ein Schmuckstück, sondern eine Haltung: für mehr Selbstliebe, mehr Offenheit, mehr Mut“, so das Juryurteil.
Renner beschäftigt sich in ihrer künstlerischen Praxis mit Kleidungsstücken wie Shapewear und Unterwäsche, die sie verfremdet, zerschneidet und mit Perlen, Edelsteinen oder weiteren Materialien kombiniert. In fotografischen Inszenierungen am Körper erhalten die Objekte eine zusätzliche Ebene der Reflexion. Auf diese Weise hinterfragt sie gesellschaftliche Schönheitsnormen und deren Einfluss auf Selbstwahrnehmung und Lebensrealität.
Helena Renner, geboren 1990, schloss 2024 ihr Bachelorstudium am Campus Idar-Oberstein erfolgreich ab. Schon im Jahr ihres Abschlusses erhielt sie gleich zwei renommierte Auszeichnungen: den Marzee Graduate Prize der Galerie Marzee (Niederlande) sowie den Grassipreis der Sparkasse Leipzig. 2025 folgte der dritte Platz beim BKV-Preis des Bayerischen Kunstgewerbevereins.
Neben ihrer Teilnahme an internationalen Schmuckmessen und Gruppenausstellungen präsentierte sie ihre Werke 2025 erstmals in einer Einzelausstellung im Maquis Mami Wata in Mannheim. Anfang desselben Jahres eröffnete sie zudem ihr eigenes Atelier im ehemaligen Zerfass-Gebäude in Idar-Oberstein, einem traditionsreichen Standort für Schmuckgestaltung.
Für den Campus Idar-Oberstein stellt die Auszeichnung eine besondere Bestätigung der hohen künstlerischen und handwerklichen Qualität seiner Absolvent*innen dar. „Wir freuen uns außerordentlich über die Würdigung von Helena Renners Arbeiten. Ihr Erfolg zeigt, wie stark die Verbindung von handwerklichem Können, künstlerischem Ausdruck und gesellschaftlicher Relevanz im Studium bei uns verankert ist“, betont die Studiengangsleitung.
Die prämierten Arbeiten, darunter auch Progress? von Helena Renner, sind noch bis zum 10. Oktober 2025 im Foyer der Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz in Mainz zu sehen.
Mit dem Staatspreis reiht sich Helena Renner in eine lange Tradition herausragender Kunsthandwerkerinnen ein, deren Werke weit über die Region hinaus Anerkennung finden. Ihr Weg zeigt beispielhaft, wie Absolventinnen des Campus Edelstein und Schmuck internationale Maßstäbe setzen und aktuelle Diskurse künstlerisch prägen.
Weitere Informationen zu Helena Renner finden Sie auf ihrer Webseite.
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