Campus Gestaltung

17 statt 14 Millionen – Hochschul-Campus in der Trierer City wird teurer

Trier · Das neue Zentrum des Campus Gestaltung der Hochschule Trier soll im ehemaligen Gebäude der Staatsanwaltschaft entstehen. Doch der Einzugstermin verschiebt sich – und die Kosten schießen in die Höhe.

Es tut sich was auf der Baustelle am Irminenfreihof. Vor Kurzem haben die Fassadenarbeiten am künftigen Zentrum des Campus Gestaltung der Hochschule Trier begonnen. Beim Baustellenfest im Sommer 2023 hieß es, dass bereits 2026 die Studierenden einziehen sollen. Doch ist das realistisch?

 

„Jetzt beginnt der lange Endspurt für ein Projekt, von dem ganz Trier profitieren soll“: So hieß es in einem Volksfreund-Artikel vor etwas mehr als zwei Jahren. Es war der Startschuss für den Bau des mit 14,4 Millionen Euro kalkulierten Zentrums des Campus Gestaltung der Hochschule Trier. 
Ein wichtiges Projekt, das neue Impulse für die Innenstadt liefern soll – immerhin soll es damit erstmals einen Campus mit 1200 Studierenden im Zentrum der Römerstadt geben. Doch wie lange sich dieser Endspurt ziehen würde und mit welchen gestiegenen Kosten er einhergehen würde, das ahnte wohl kaum jemand.

Zentrum des Campus Gestaltung: Darum verzögert sich die Fertigstellung

Dabei war die Stimmung auf dem Baustellenfest im Sommer 2023 noch von Optimismus geprägt. In dem ehemaligen Bürogebäude der Staatsanwaltschaft am Irminenfreihof waren zuvor alle belasteten Baustoffe ausgebaut worden. Die Rohbauarbeiten konnten begonnen werden. Mit dem Ausbau würden die bisherigen Verzögerungen – die bereits zu diesem Zeitpunkt bestanden – hoffentlich endlich ein Ende finden, zeigte sich Wilfried Hoffmann, damaliger Leiter der Bauverwaltung beim Landesbetrieb Liegenschafts- und Baubetreuung (LBB), zuversichtlich.

Ursprünglich war die Eröffnung des Campus-Zentrums für das Sommersemester 2024 geplant, wegen Verzögerungen hieß es schließlich 2026. Doch auch daraus wird nichts. Nach jetzigem Stand sei mit einem Einzug im ersten Quartal 2027 zu rechnen, sagt Matthias Sieveke, Dekan des Fachbereichs Gestaltung der Hochschule Trier, auf Volksfreund-Nachfrage. „Wir hoffen, dass es etwas schneller geht“.
Der LBB bestätigt unserer Redaktion die Verzögerungen. „Im Zuge der Bauausführung kam es zu diversen Änderungserfordernissen im Zusammenhang mit dem Gebäudebestand, die zu verschiedenen Verzögerungen geführt haben“, so eine Sprecherin.

Teilweise hätten zudem Lieferengpässe bei erforderlichen Bauprodukten bestanden. „Unabhängig von den Verzögerungen in einigen Schlüsselgewerken wurden andere Arbeiten fortgeführt, unter anderem an der Fassade und in Innenraum bei der Verlegung der Leitungssysteme für Elektrik undHeizung.“

17,4 Millionen statt 14,4 Millionen Euro für neues Zentrum des Campus Gestaltung

Ursprünglich kalkuliert waren Investitionskosten in Höhe von 14,4 Millionen Euro. Diese sind aufgrund der Verzögerungen jedoch stark angestiegen. „Im Landeshaushalt 2025/2026 sind für das Projekt 17,4 Millionen Euro veranschlagt.“ Die Verzögerungen hätten die Auswirkung allgemeiner Preissteigerungen bei Bau-Leistungen sowie -Materialien verstärkt, heißt es zur Begründung.

Sollte es bei der aktuell anvisierten Übergabe des Gebäudes an die Hochschule im ersten Quartal 2027 bleiben, würde das eine Verzögerung von mehr als zwei Jahren – insgesamt rund 30 Monate – zum ursprünglich angepeilten Einzugstermin bedeuten. Insgesamt werden dann dreizehn Jahre vergangen sein, seit die Idee für diese Nutzung entstanden ist.

„Es war eine lange, unbefriedigende Zeit für die Studierenden und Lehrenden des Campus Gestaltung“, räumt Sieveke, der als eine der treibenden Kräfte für das Projekt gilt, ein. „Nun schauen wir optimistisch nach vorne und hoffen, dass der derzeitige Baustellenschwung beibehalten wird. Eine nochmalige Verzögerung wäre nicht vermittelbar.“

Und tatsächlich macht sich auf der Baustelle, die sich nur einen Steinwurf von der Innenstadt entfernt befindet, seit Kurzem neuer Schwung bemerkbar. Der Landesbetrieb Liegenschafts- und Baubetreuung bestätigt die Arbeiten an der großflächigen Elementfassade an der Südseite des ehemaligen Justizgebäudes. Sie seien mittlerweile überwiegend abgeschlossen (Stand: 15. Oktober). An der Nordseite sollen sie voraussichtlich Anfang November beginnen.

Das Hauptgebäude habe im Bauablauf Vorrang. Die Außentreppe – eine Fluchttreppe im Rahmen des Brandschutzkonzepts – werde als Stahlkonstruktion errichtet. „Die Fassaden des eingeschossigen Nebengebäudes für die Mensateria werden später als Pfosten-Riegel-Fassaden, also mit großzügigen Fensterflächen und mit Wärmedämm-Verbundsystem, hergestellt.“

Baustellenverzögerungen wirken sich auch auf Standort Schneidershof aus

Die Entwicklungen am Irminenfreihof – die Hochschule und der LBB arbeiten beim Umbau mit dem Planungsbüro Merwald und Partner (Koblenz) zusammen – haben auch Auswirkungen auf jene am Standort Schneidershof. Der Umzug der Architektur-Studenten in die Innenstadt soll die Möglichkeit schaffen, auf dem Hauptcampus zwei große Gebäude zu sanieren und so die Bedingungen für Forschung und Lehre dort deutlich zu verbessern. Doch auch das Vorhaben muss warten: „Erst wenn die Architekturstudiengänge in das neue Gebäude ziehen, kann am Schneidershof saniert und umstrukturiert werden“, so Sieveke.
Den Verzögerungen zum Trotz zeigt sich der Professor für Konstruktion und Gebäudetechnologie zuversichtlich: „Wir sind Teil der Hochschule. Optimismus zeichnet uns aus und gehört zudem zu unseren Grundtugenden.“ Die Studierenden und Kollegen des Campus Gestaltung würden sich als stadträumlicher Motor des Viertels rund um den Irminenfreihof sehen.
„Studierende der Architektur und der Gestaltung gehören in die Innenstadt.“ Von daher freue man sich, dass es jetzt vorangehe. „‘Was lange währt, wird endlich gut‘, so hoffen wir“, zeigt er sich zuversichtlich.

 

INFO

Das Projekt Campus Gestaltung in der City

In dem umgebauten Bürohochhaus der Staatsanwaltschaft soll das neue Zentrum der Kommunikation des Campus Gestaltung entstehen und somit die Bereiche Irminenfreihof und Paulusplatz zusammenfassen. In das Gebäude selbst sollen die Architektur-Studenten – sie sind bisher am Schneidershof beheimatet – einziehen. Zudem soll dort unter anderem eine moderne Mensa mit Außenterrasse entstehen. Mit dem im Zentrum Triers zusammengelegten Campus Gestaltung sollen auch neue Impulse für die Innenstadt geschaffen werden.
Rund 1200 Menschen studieren am Campus Gestaltung der Hochschule Trier (unter anderem in den Studiengängen Architektur, Design und Medien). Es handelt sich laut Hochschul-Angaben um den größten Design-Campus in Rheinland-Pfalz.

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