Campus Gestaltung, Edelstein und Schmuck

Vortrag: Gemmen und Gemmenschneider der Ägäischen Bronzezeit

Ägäisches Siegel aus Lapis Lacedaemonius mit der Darstellung eines „Stier-Manns“, vermutlich aus der Diktäischen Grotte, Kreta, ca. 1450–1400 v.d.Z (CMS VI no. 298).

Am Donnerstag den 17. Januar um 18.30 am Campus Idar-Oberstein, Raum 530 stellt eine Heidelberger Forschungsgruppe ein laufendes interdisziplinäres Projekt vor.

Die ägäischen Gemmen des 3. und 2. Jt. v. Chr. zählen zu den wichtigsten und eindruckvollsten Zeugnisse der prähistorischen Kulturen der Minoer und Mykener. Tausende gravierte Gemmen aus weichen und harten Steinen, sowie Metallringe mit geprägten Szenen, sind in den minoischen und mykenischen Palästen, Villen, Schreinen, Gräbern und anderen Kontexten zutage getreten. Sie hatten nicht nur einen praktischen, sondern auch einen ästhetischen und symbolischen Wert und wurden als Siegel (für das Markieren von Waren und die Kontrolle von administrativen Vorgängen), Insignien, Amulette, Schmuckstücke und Prestigobjekte verwendet. Viele Siegelmuster sind nicht nur Meisterwerke im Miniaturformat, sondern wertvolle Informationsquellen über die Natur, Religion, Gesellschaft, Wirtschaft und Administration bronzezeitlicher Gesellschaften dar.

Das Corpus der Minoischen und Mykenischen Siegel (CMS) ist ein Langzeitprojekt, das die systematische Erfassung aller bekannter ägäischer Siegel und Siegelabdrücke anstrebt. Dieses Projekt wurde in Marburg ins Leben gerufen und dort von 1958 bis 2011 ausgeführt, woraufhin es im Dezember 2011 an das Institut für Klassische Archäologie der Universität Heidelberg wechselte.

Seit 2011 hat sich eine internationale Forschergruppe im CMS Heidelberg dem vollen Spektrum künstlerischer und sozialer Dimensionen der ägäischen Gemmen gewidmet. Von zentraler Bedeutung ist dabei die Analyse der Technik und Handwerkskunst. Archäologen untersuchen Funde aus Werkstätten, begutachten Werkzeugspuren auf Siegeln unter Zuhilfenahme moderner Visualisierungstechniken, suchen nach ethnographischen Parallelen in vorindustriellen Gesellschaften und führen Experimente mit Materialien und Techniken durch, wie sie bereits in der Bronzezeit verfügbar waren.

Unser Besuch in Idar-Oberstein und Trier ist ein Bestandteil dieses Forschungsprojektes. Wir möchten dabei im Austausch mit Experten mehr über  traditionelle Techniken des Siegelschneidens erfahren, unsere bisherige Arbeit präsentieren, die zahlreichen wissenschaftlichen Herausforderungen einer experimentellen Archäologie erörtern und, last but not least, das Potential einer fruchtbaren Kooperation mit anderen wissenschaftlichen Disziplinen und Kunsthandwerkern eruieren.

Unsere kurze Präsentation setzt sich wie folgt zusammen:

  • Eine Vorstellung der wissenschaftlichen Bedeutung des Heidelberger CMS und der Aussicht einer interdisziplinären Kooperation, durch den Direktor des Instituts für Klassische Archäologie und KoLeiter des CMS Prof. Diamantis Panagiotopoulos.
  • Eine Einführung in die Geschichte, Arbeit und Ziele des CMS durch die KoLeiterin Dr. Maria Anastasiadou.
  • Eine Einführung in die bronzezeitlichen Techniken des Gemmenschneidens durch Dr. Nikolas Papadimitriou, Dozent an der Universität Heidelberg.
  • Praktische Vorführungen bronzezeitlicher Werkzeuge und Techniken durch den erfahrenen  Kunsthandwerker Akis Goumas.

Die Präsentationen werden insgesamt 30 Minuten dauern, die praktische Vorführung ebenfalls 30 Minuten. Im Anschluss stehen wir gerne zur Diskussion und für Fragen bereit.

Ort: Idar-Oberstein
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