Nelly van Oost und Sari Räthel ausgezeichnet bei MineralART

elly van Oost gewann den 2. Preis (1750 €). Sie studiert im 3. Master-Semester. Ihre Arbeit bestand aus einem Bergkristall der in einer Konstruktion aus Draht als Halsschmuck aufgehängt wurde.. Sari Räthel studiert im 4. Bachelorsemester - sie erhielt eine Belobigung. Sie fasste ihren Stein in einer Ringschiene gemacht aus einer getrockneten Aubergine.

 

Im Mittelpunkt des Wettbewerbs stand die Herstellung eines innovativen Schmuckstücks oder Objekts aus oder in Verbindung mit Quarz, der durch Einschlüsse von Fremdkristallen oder strukturelle Eigenschaften inspiriert wird. Dabei steht die Gestaltung des Objekts im Vordergrund. Eine Einschränkung bezüglich der Herkunft oder der Quarz-Varietät bestand nicht.

Begründung der Jury - Nelly van Oost: Sehr kontrovers wurde die schließlich mehrheitlich als preiswürdig befundene Arbeit von Nelly van Oost diskutiert. Die Jury war beeindruckt von der mutigen und unbekümmerten Weise, in der die Künstlerin die eingefärbten wolkigen Strukturen des Quarz in eine raumgreifende, sich in der Bewegung verändernde Metallkonstruktion überführt. Gleichzeitig entdeckt sie durchaus monumentale Qualitäten in der Kombination aus natürlichem Quarz und filigranem Metall. Ebenso beeindruckte das Stück durch seine gute Tragbarkeit und sein Zusammenspiel mit dem Körper und seinen Bewegungen. Mit der Vergabe des 2. Preises will die Jury ausdrücklich ein ermutigendes Signal an junge, avantgardistische Künstler setzen, neue, auch so ungewöhnliche wie virtuose Wege in der Edelsteinbearbeitung zu beschreiten.

Begründung der Jury - Sari Räthel: Die Jury belobigt die innovative Idee, in den Ringen zwei antagonistische Materialien – der anorganische Quarz und die organische Aubergine sowohl prozessual als auch formal miteinander zu einer Einheit zu verbinden. In Relation zur üblichen Fassung in Metall handelt es sich um ein wirklich originelles Konzept: Im organischen Schrumpfungsprozess legt sich die Auberginenhaut um den Stein und wird zur Fassung.

MineralArt – Vom regionalen Gestaltungswettbewerb zum internationalen Preis für innovative Edelsteingestaltung.

Der Wettbewerb MineralArt – 1995 von der Kreissparkasse in Idar-Oberstein als Ausrichterin übernommen – hat im zurückliegenden Jahrzehnt eine dynamische Entwicklung genommen: Aus einer eher mineralogisch orientierten Veranstaltung für die Bearbeitung von in der Region Idar-Oberstein vorkommenden Mineralien ist ein alle zwei Jahre ausgelobter und international beachteter Wettbewerb für innovative Gestaltung von Edelsteinen geworden. In zwei Schritten – 2006 und 2012 – wurde zunächst die Beschränkung auf regional vorkommende Mineralien aufgehoben und die innovatorische künstlerische Gestaltung zum Anliegen des Wettbewerbs gemacht. Dabei gibt es keine Einschränkung auf Schmuck. Angenommen werden auch Skulpturen, Objets d`Arts usw. Gleichzeitig fand die Preisvergabe auf der INHORGENTA MUNICH eine interessante Bühne, die den bepreisten Arbeiten eine größere Resonanz geben konnte. In einem zweiten Schritt 2012 erfolgte die Neuberufung der fünfköpfigen Jury aus einem international besetzten Gremium von künstlerisch fundierten Juroren. Mitglieder waren Amador Braojos, Prof. Ute Eitzenhöfer, Barbara Schmidt, Bernhard Schobinger und Manfred Wild. Zudem wurde der Wettbewerb mit einer Orientierung auf die Zielgruppe „innovative, junge Künstler“ vor allem über die neuen elektronischen Medien propagiert. Beides führte zu einem fast überwältigendem Echo: 250 Arbeiten von 153 Teilnehmern aus 28 Ländern erreichten die Veranstalter bis zum Einsendetermin am 9. Januar 2012. Die Sitzung der Jury fand am 12. Januar 2012 statt. Nicht nur die Teilnehmerzahl hatte sich gegenüber dem Jahr 2010 fast vervierfacht: Auch die Qualität der eingereichten Arbeiten dokumentiert den Wandel vom kunsthandwerklich orientierten Regional-Contest zu einem künstlerisch orientierten internationalen Wettbewerb, an dem sich auch renommierte Künstlerinnen und Künstler beteiligen.

mineralArt 2012 – „inside Quartz – kostbarer Makel“

Während die Wettbewerbe 2006, 2008 und 2010 die Idar-Obersteiner Traditions-Minerale Achat, Bergkristall und Jaspis zum Thema hatten, geht der 2012er Wettbewerb neue Wege: Als Thema ausgeschrieben wurde nicht einfach das Mineral Quarz: ein Allerwelts-Mineral mit dem zweithäufigsten irdischen Vorkommen überhaupt, das als für die Industrie bedeutender Quarzsand allgegenwärtig ist – aber auch unter anderem als Amethyst, Bergkristall, Citrin oder Rauchquarz begeistert. Explizit wendete sich der Wettbewerb gegen das in der Edelstein-Jewellery seit der Antike gültige Reinheitsgebot, das den Wert eines luziden Minerals nicht zuletzt an seiner „makellosen“, ungetrübten Struktur bemisst. Die Ausschreibung formulierte: „War in der Vergangenheit makellose Reinheit und ungetrübte Reflexion des Lichts oberster Maßstab von Schönheit, werden heute neben Hämatit-, Pyrit-, Turmalin- oder Rutilkristalleinschlüssen die natürlichen, fettig glänzenden, muscheligen Brüche und Klüfte, aber auch seine Verwachsungen in einer Druse als wahre Schätze angesehen. Als besondere Kostbarkeit gilt der Phantomquarz, in dem ein oder mehrere Phantomkristalle in einem Bergkristall übereinander kristallisiert sind.“ Gerade die Einschlüsse von Fremdkörpern und anderen strukturellen Verwerfungen sollten zum Ausgangspunkt künstlerischer Reflexion – bislang als den Wert mindernde Makel angesehene „Verunreinigungen“ im Stein werden zum kostbaren Schatz werden.

 „Inside quartz – kostbarer Makel“, so das Thema der Ausschreibung, fordert eine Neuinterpretation des kristallinen Minerals heraus: während die Edelsteinschleifer in den vergangenen zwei Jahrhunderten hauptsächlich über die optischen Eigenschaften wie Reflexion und Refraktion arbeiteten, wird der Kristall nun ein Ort kontemplativer Betrachtung. Die äußeren geschliffenen und polierten Flächen machen den inneren Sehraum – Bühne oder Szene – frei für die Inszenierung durchaus dramatischer Ereignisse im Kristall: Gewitterstürme von Rutilkristallnadeln, jähe Brüche, aber auch wolkige Gebilde machen das Innere des Kristalls zu mehr als einem Ort der stillen Kontemplation. Er wird zum Ort romantischer Exkursionen in traumhafte Landschaften mit beredten Zeugen aus den Urzeiten der Erde, in denen sich die Kristalle, so die romantische Deutung des Kristalls, zu Keimzellen des Vitalen und Vegetabilen verwandeln. Das nur scheinbar unbelebte Kristalline wird zur Geburtsstätte des Lebendigen. Die rhythmisch getakteten Verläufe im Kristall eröffnen in der Betrachtung ihre zeitliche Dimension und werden so zu Gegenständen einer für den Betrachter durchaus persönlichen Narration. „Inside Quartz“ wird zur Projektionsfläche des Psychischen. Die eingereichten Arbeiten machten die Arbeit der Jury am 12. Januar 2012 zu einem lebhaften Diskurs, zumal sie sehr unterschiedliche künstlerische Konzepte verfolgten: von der konzeptionellen Arbeit über kristalline Verläufe im Quarz und Raum greifenden Projektionen innerer struktureller Eigenschaften zu poetischen Inszenierungen der Tektonik des Minerals, von der Skulptur zum filigranen Schmuckstück. Der Jury war es ein besonderes Anliegen, die unterschiedlichen künstlerischen Auffassungen nebeneinander gelten zu lassen, so dass auch in der engeren Endauswahl sehr unterschiedliche Interpretationen zum Quarz vertreten sind. Die Spanne reicht dabei vom handwerklich virtuos geschliffenen Polyeder bis zum völlig unbekümmert in Szene gesetzten Rohstein.

Der Jury war es ein weiteres Anliegen, durch Preise und Belobigungen auch junge Künstlerinnen und Künstler zur Auseinandersetzung mit Edelsteinen und Quarzen im Besonderen zu ermutigen. In mehreren Durchgängen mit eingehenden Erörterungen der eingereichten Arbeiten wurde eine engere Auswahl gebildet, aus der die Preisträgerinnen und –träger schließlich hervorgegangen sind. Die meisten dieser Stücke sind in der Ausstellung vertreten In die Auswahl eingegangen sind allerdings auch einige herausragende weitere Stücke, die bei der Preisvergabe nicht gewertet werden konnten, da sie das Thema des Wettbewerbs sprengten. Sie wurden von den Kuratoren der Ausstellung Prof. Ute Eitzenhöfer und Wilhelm Lindemann ausgewählt, um die Breite der eingesandten Arbeiten zu dokumentieren.

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