Edelstein und Schmuck, News

Absolvent*innen des Campus Edelstein und Schmuck bei den German Design Graduates

Dua Fatima Baig

Die Initiative German Design Graduates (GDG) bietet Absolvent*innen deutscher Designhochschulen eine wertvolle Plattform, um ihre Abschlussarbeiten einem breiten Publikum vorzustellen und sich mit Vertreterinnen aus Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft zu vernetzen.

Seit 2022 wird GDG vom Rat für Formgebung getragen und zeichnet jährlich herausragende Abschlussprojekte mit Preisen und Förderformaten wie Ausstellungen oder Workshops aus. Ziel der Initiative ist es, die Sichtbarkeit junger Designtalente zu erhöhen, aktuelle gesellschaftliche Fragestellungen im Design zu stärken und Brücken zwischen Hochschulen und der Designpraxis zu schlagen. Die Plattform, auf der alle teilnehmenden Absolvent*innen zu finden sind, finden Sie auf der Webseite der German Design Graduates.

In diesem Jahr sind einige Absolvent*innen des Campus Edelstein und Schmuck der Hochschule Trier auf der Plattform vertreten:

Dua Fatima Baig „The Theatre of Domesticity“ (Instagram)

Indem ich Geschlecht als Filter nutze, durchdringt meine Arbeit das Zusammenspiel von Raum, Objekten und Gesellschaft — Kräfte, die in der stillen Choreografie des Alltags zu Hause miteinander verflochten sind und dabei oft einer kritischen Analyse entgehen. Aufgewachsen in Pakistan, habe ich miterlebt, wie Traditionen wie die Aussteuervorbereitung den Lebensweg einer Frau vorbestimmen. Welche verborgenen Bedeutungen liegen in diesem Brauch oder dieser Sammlung?
Meine Arbeit legt die grundlegenden Faktoren offen, die erklären, warum Frauen in meiner Gesellschaft dort verankert sind, wo sie sind, und zeigt auf, wie materielle und immaterielle Aspekte der Kultur miteinander verbunden sind — wie physische Objekte unsichtbare Bedeutungen tragen, die gesellschaftliche Erwartungen festigen.
Diese häuslichen Gegenstände überschreiten durch Design, Funktion und eingebettete Rituale ihre reine Form. Sie werden zu kraftvollen Symbolen — nicht nur zu Werkzeugen, sondern zu Instrumenten der Prägung, zu Erweiterungen des Körpers.
Durch das Entschlüsseln ihres symbolischen Gewichts rahme ich den häuslichen Raum neu als einen aufgeladenen Ort der Macht, an dem Widerstand entstehen kann und an dem die stummen Skripte von Geschlecht hinterfragt und neu gedacht werden können.

Arianaz Dehghan „Woven Self“ (Instagram)

In meiner Arbeit wird persönlicher Bruch zu einer Quelle von Stärke, Schönheit und Transformation. Inspiriert von Carl Jungs Konzept des Schattens und dem Weg der Individuation wende ich mich den verborgenen, verletzten und oft abgelehnten Teilen des Selbst zu. Meine Arbeiten werden zu einem Medium für diese innere Reise. Zerbrochene Steine und verflochtene Haarsträhnen dienen als Metaphern für Resilienz, Erinnerung und Heilung. Haare sind, obwohl zart, unglaublich stark – ein Symbol für den Widerspruch zwischen Verletzlichkeit und Stärke. In gebrochene Materialien eingeflochten, werden sie zu einem Kontinuitätsfaden, ähnlich der DNA, der Geschichten, Traumata und Identitäten miteinander verbindet. Jeder Knoten und jede Verbindung erzählt eine Geschichte, nicht nur von Heilung, sondern von Werden. Mein Schmuck spricht von Momenten der Zerbrechlichkeit und der stillen Wandlung und lädt die Träger:innen ein, Brüche nicht als Ende, sondern als Anfang zu begreifen. Wenn wir uns wieder zusammensetzen, kehren wir nicht zu dem zurück, was wir waren. Wir tragen die Schönheit des Bruchs in uns und werden zu etwas völlig Neuem.

Poras Dhakan „A Gift or a Theft“ (Instagram und Webseite)

Diese Arbeit beschäftigt sich mit den fortwährenden Nachklängen kolonialer Macht und untersucht, wie Museen weiterhin Narrative über Indien durch die Präsentation von Artefakten formen, die während der Zeit imperialer Eroberung erworben wurden. Sie hinterfragt, ob Museen „fortbestehende koloniale Vermächtnisse“ aufrechterhalten, und analysiert die komplexe Beziehung zwischen kultureller Repräsentation, historischer Interpretation und den anhaltenden Auswirkungen kolonialer Praktiken. Der Fokus liegt auf Objekten, die sowohl von Gewalt als auch von Aneignung geprägt sind und in solchen Räumen gezeigt werden. Dabei wird gefragt, ob die Narrative um diese Artefakte koloniale Vergangenheiten verherrlichen und vorurteilsbehaftete Sichtweisen auf Indien verstärken — und so letztlich „den Stift halten“, um die Geschichte zu kontrollieren.

Grace Horton „From Scraps to Sculpture“ (Instagram)

Ich suche oft nach Materialien aus Kisten in alten Garagen oder Hinterhöfen, alten Tischplatten, Schrottplätzen oder auf der Straße weggeworfenen Gegenständen und verwandle das, was zerbrochen war, wieder in etwas Ganzes. Indem ich diese Überbleibsel mit einem von mir entwickelten Silikon verbinde, versuche ich, alten Gegenständen ein neues Leben zu geben. Der Stein, den ich von Steinmetzbetrieben sammle, kann aufgrund von Mängeln in Farbe, Qualität oder Struktur weggeworfen worden sein. Ein weggeworfener Stein allein kann übersehen werden, aber wenn er kombiniert und als Bausteine verwendet wird, spielt jeder Stein eine wichtige Rolle bei der Bildung der strukturellen Skulpturen, die übrig bleiben. Die Kosten für den Transport von Steinen oder Materialien aus mineralreichen Gebieten in Übersee sind astronomisch. Der Bergbau hinterlässt karge und verschmutzte Landschaften, und wenn diese Steine nach Deutschland gebracht und dann weggeworfen oder als unbrauchbar für die kommerzielle Nutzung eingestuft werden, hinterlässt dies einen großen ökologischen Fußabdruck. Die Technik, die ich entwickelt habe, ermöglicht es, diese Materialien in einem zeitgenössischen Rahmen darzustellen.

Niyoushasadat Moosavi „Reflection of mind on body“ (Instagram und Webseite)

Dieses Projekt untersucht die tiefe und komplexe Beziehung zwischen Geist und Körper anhand psychosomatischer Erkrankungen, bei denen sich psychischer und emotionaler Stress in körperlichen Symptomen äußert. Diese Störungen entstehen häufig aus Kindheitserfahrungen und unterdrückten Emotionen und zeigen, wie stark das innere Selbst den Körper beeinflussen kann.
In diesem Projekt ist Schmuck nicht nur dekorativ; er wird zu einer tragbaren Form der Kommunikation, die die unsichtbaren, unausgesprochenen inneren Kämpfe ausdrückt. Der Körper, oft die erste Oberfläche, auf der sich psychischer Schmerz zeigt, wird sowohl zur Leinwand als auch zur Botschaft.
Als Schmuckkünstlerin, die sich der Nachhaltigkeit verpflichtet fühlt, fertige ich alle Stücke aus Biomaterialien, um keine Abfälle zu produzieren. Diese bewusste Entscheidung verleiht dem Projekt eine weitere Bedeutungsebene, die nicht nur emotionale Heilung, sondern auch ökologische Verantwortung widerspiegelt.
Ziel des Projekts ist es, durch den Schmuck auf psychosomatische Erkrankungen aufmerksam zu machen und die Verbindung zwischen Geist und Körper sichtbar zu machen.

Chidimma Omeke „MASK; THE CONTEXTUAL CRY“ (Instagram)

Dieses Projekt stellt herkömmliche Definitionen von Schmuck in Frage, indem es sowohl Masken als auch Schmuck als Werkzeuge zur Vermittlung von Identitätstransformation und Selbstdarstellung betrachtet. Durch die Betrachtung von Schmuck als tragbare Maske wird in dieser Arbeit untersucht, wie Schmuck als Brücke zwischen dem Physischen und dem Immateriellen dienen kann, die es dem Träger ermöglicht, in einem kontinuierlichen Zustand der Metamorphose zu existieren. In einer zeitgenössischen Welt, die durch Zeit, Raum und starre soziale Strukturen eingeschränkt ist, gibt Schmuck, wie die Maske, seinem Träger die Möglichkeit, diese Grenzen zu überwinden und seine einzigartige Identität besser zum Ausdruck zu bringen. Die verwendeten Materialien sind Edelsteine, Holz und Gold.

Helena Renner „Mein Körper, die Körper der Anderen“ (Instagram und Webseite)

„Mein Körper, die Körper der Anderen“ hinterfragt Schönheitsnormen, körperliche Tabus und die Kontrolle weiblich gelesener Körper. In meinen Arbeiten thematisiere ich Fettfeindlichkeit und die damit verbundene Scham, den gesellschaftlichen Zwang zur Selbstoptimierung und persönliche Körpergeschichten. Das Zeigen „unperfekter“ Körper und nackter Haut nutze ich dabei nicht als Provokation, sondern als Akt der Sichtbarmachung. Ich arbeite mit Shapewear und Unterwäsche, die ich mit Hilfe von Stickereien, Perlen und Edelsteinen verforme, um das Intime, das Verhältnis zum eigenen Körper, ins Öffentliche zu tragen und dadurch identitätsstiftende Momente zu schaffen. Jede Naht, jede Perle ist ein stiller Widerstand gegen die Vorstellung, wie ein „richtiger“ Körper auszusehen hat. Textile Techniken dienen mir als Werkzeug feministischer Erzählung, um verdrängte Körperrealitäten zu würdigen und neue Narrative sowie Wege zur Selbstakzeptanz zu eröffnen.

Sara Heidary Totshamy „Women’s Visibility“ (Instagram)

In meiner Arbeit nutze ich Stoff als zentrales Medium, um gesellschaftliche Normen herauszufordern und Themen wie Identität, Gleichberechtigung und persönliche Freiheit zu erforschen. Indem ich ein Material, das oft mit Kontrolle und Konformität verbunden ist, in Schmuck verwandle, eigne ich es mir als Symbol für Ermächtigung und Selbstausdruck an.

Jedes von mir geschaffene Stück spiegelt die Widerstandskraft und Stärke von Frauen im Laufe der Geschichte wider und würdigt ihren Kampf für Autonomie und Gleichberechtigung. Meine Arbeit ist nicht nur dekorativ — sie ist eine Erzählung des Widerstands, eine Hommage an die Marginalisierten und eine Einladung, die Grenzen persönlicher und gesellschaftlicher Freiheit neu zu überdenken.

Arianaz Deghan
Poras Dhakan
Grace Horton
Niyoushasadat Moosavi
Helena Renner
Chidimma Omeke
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