Betreuung: Prof. Ute Eitzenhöfer, Dipl. Des. Tanja Falkenhayner
"In meiner Bachelorarbeit untersuche ich das Spektrum zwischen Intro- und Extraversion, definiere beide Begriffe, ordne sie geschichtlich und gesellschaftlich ein und zeige auf, inwiefern ein Ausgleich zwischen beiden für den Menschen wichtig ist und wie man diesen erreichen kann. Für letzteres beziehe ich mich auch auf bestimmte Elemente des Theaters.
Bei einem verstärkten Hang zur Extraversion findet man seine Energie in diversen sozialen Kontakten, auf der Seite der Introversion bevorzugt man einen intensiveren Austausch mit nahestehenden Leuten und braucht von sozialen Situationen nach gewisser Zeit eine Pause. Introversion ist jedoch nicht mit Schüchternheit gleichzusetzen. „Schüchtern“ zu sein bedeutet, sich vor Zurückweisung und negativer Verurteilung zu fürchten. Introversion bedeutet hingegen nur, Umgebungen zu bevorzugen, die nicht sozial überstimulierend sind.
Durch die Industrialisierung und Urbanisierung im 19. Jahrhundert arbeiteten Menschen zunehmend nicht mehr auf Bauernhöfen, sondern in Fabriken und waren dementsprechend von mehr Fremden umgeben als früher. Somit wurde der ‚erste Eindruck‘ zunehmend wichtig und das sogenannte „extrovertierte Ideal“ erstrebenswert in der Gesellschaft. Allerdings zeigte eine Studie des Psychologen Jerome Kagan, dass ein Hang zur Intro- oder Extraversion zu signifikanten Teilen erblich bedingt ist. Trotz der hohen Popularität des extrovertierten Typus zeigen gerade im Arbeitsleben Gruppen mit einer Mischung aus Extro- und Introvertierten ein hohes Maß an Effektivität. Zusammenfassend ist das Spektrum zwischen Intro- und Extraversion als wertfrei zu betrachten und eine Balance zwischen beiden eher erstrebenswert als eines der beiden Extreme.
Um diese Balance zu erreichen, gibt es nützliche Methoden aus dem Theaterbereich. Zum Einen ist es wichtig, in der Umgebung eigene Komfortzonen („Hinterbühnen“) zu definieren und sich dort zwischendurch Pausen zu gönnen, um ein Gefühl der Überforderung zu verhindern. Mit der Zeit kann man die Zeitabstände zwischen diesen Pausen vergrößern und sich so gegenüber herausfordernden Situationen („Vorderbühne“) desensibilisieren. Auch das eigene Erscheinungsbild beziehungsweise Kostüm hat einen großen Einfluss auf das Selbstgefühl. Durch das Abstimmen dessen auf die bevorstehende Situation kann man das eigene Selbstbewusstsein stärken. Schmuck trägt ebenfalls erheblich dazu bei.
Neben dem ästhetischen Effekt und dem Herausheben der eigenen Individualität kann Schmuck als Amulett oder Talisman wie eine Art „unsichtbare Rüstung“ für den Tragenden wirken. Außerdem kann er zur Erinnerungsregulierung und Kommunikation mit anderen Menschen dienen oder die Zugehörigkeit zu einer Gruppe oder Bewegung signalisieren.
Schlussendlich ist aber zu bedenken, dass nicht jede erarbeitete Methode sofort perfekt ausgeführt wird und man eine optimistischere Einstellung zu sich selbst vom einen zum anderen Moment verinnerlicht. Meine Untersuchungen zur Balance zwischen Intro- und Extraversion, um sich im Alltag und unter Leuten gut zurecht zu finden, sind nur der Beginn dafür, ein neues Bewusstsein für die eigenen Charaktereigenschaften und Stärken zu schaffen."
You are leaving the official website of Trier University of Applied Sciences