"Wir sitzen alle auf einer Kugel und von der kann keiner runterspringen"
(U. Merbold, Dt. Astronaut und Physiker)
Nur wenn wir den natürlichen Werkstoff Holz ausgezeichnet kennen, werden wir in der Lage sein, ihn ausgezeichnet einzusetzen. Ausgezeichneter Einsatz heißt, gestalterisch ansprechend, konstruktiv sicher, langfristig, sparsam im Primärenergie- und Materialaufwand, im Betrieb und im Rückbau, möglichst unter intensiver Nutzung heimischer Holzvorräte.
Erst wenn zumindest ein Großteil vorgenannter Forderungen erfüllt ist, verdient ein Gebäude das Prädikat nachhaltig*.
Planer und Architekten tragen deshalb eine wesentliche Mitverantwortung an der Rettung unserer bedrohten Erde.
* Der Begriff der Nachhaltigkeit stammt von dem sächsischen Forstmeister C.v. Carlowitz aus dem Jahr 1713. Nachhaltigkeit ist dann gegeben, wenn einem Stoffkreislauf nicht mehr entnommen als hinzugefügt wird.
„Nur mit einer weltoffenen Haltung die Vielfalt sucht um Einfalt zu vermeiden, sind kreative Leistungen möglich. Nur so werden viele Informationen hereingeholt, aus denen die richtigen, weil nützlichen Elemente gewählt werden können, um sie in einer originellen Synthese zu einem kreativen Produkt zusammenzubauen.“*
Eine hohe stoffliche Nutzung von Holz, verbunden mit langfristigem Verbleib in Bauwerken und anschließender kaskadischer Nutzung, definiert den Nachhaltigkeitsbegriff im Holzbau. Das Ziel des Holzkompetenzzentrums der Hochschule Trier (HKT) ist die Erhöhung des Marktanteils von Holz-und Holzmischbauweisen am Gesamtvolumen Bau in Rheinland-Pfalz. Unser Aufgabenschwerpunkt liegt in der Erforschung von Holz-Verbundbauweisen sowie der Wissensvermittlung an Studierende, Architekten und Ingenieure.
Eine Supranationalisierung auf allen Gebieten der Wirtschaft und somit auch der Architektur führt zu einer Beseitigung klimatischer, entwurflicher und gestalterischer Orts- und Resourcenbezüge. Die Verwendung von Baustoffen aus entfernten Herkunftsländern (z.B. Naturstein aus Südamerika, Lärchenholz aus der Uralregion) konterkariert den Nachhaltigkeitsgedanken und führt zu einem leichtfertigen gesellschaftlichen Umgang mit Energie. Eine lineare Denkstruktur findet hierbei in linearen Handlungsprozessen ihren Ausdruck. Architektur und Ausstattung wird zunehmend durch Gebäudetechnik und politisch begründete Verordnungen zur scheinbaren Resourceneffizienz bestimmt (z.B. führen hoch wärmegedämmte geschlossene Fassadenelemente zu ENEV-affinen Ergebnissen, wobei noch keine Aussage über Raumklima, Langlebigkeit oder notwendig werdende Gebäudetechnik erfolgt, bzw. Aspekte einer Gesamtenergiebilanz der gebäudetechnischen Anlagen hinterfragt werden). Oftmals bieten selbsternannte, oder von Lobbygruppen getragene Gralshüter ihre Dienste als zertifizierende Institutionen an, um Bauherren und Nutzern einen wirtschaftlichen Vorteil zu verschaffen (EPD, DGNB). Diese Institutionen schaffen (ggf. vermeintliche) Sicherheiten in einer für Laien und Fachleute immer schwerer zu durchschauenden Bau-Welt. Dabei bleiben Aspekte der Ästhetik, der Tradition und die Beachtung des „Genius loci“ von Architektur oft unberücksichtigt.
Aktuell entwickelt sich ein neues Bewusstsein für Stoffströme, Ästhetik, Dauerhaftigkeit, sowie dem Wert traditioneller und nachhaltiger Produkte.
HKT folgt einer Hightech-Lowtech Strategie, wobei das Hightech-Ziel im forschungsrelevanten Engineering zum qualifizierten, resourceneffizienten Einsatz des Baustoffes Holz verankert ist. Das Lowtech-Ziel verfolgt die Absicht, regional verfügbare und langfristig wartungsarme Bauteil- und Gebäudekonzepte in Holz und Holzhybridbauweisen zu entwickeln.
Frei von wirtschaftlichen Zwängen und ideologischen Scheuklappen betreiben wir eine Bauweisenforschung im Sinne des modernen Holzbaus, bei welcher wir uns von den Gesetzen der Physik und unseren baukulturellen Wurzeln leiten lassen.
*Gottlieb Guntern, geb. 1939 Systemwissenschaftler, Fellow of the World Economic Forum (Davos/Geneve)
Prof. Dr. Wieland Becker/Fachrichtung Architektur
Hochschule Trier
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54293 Trier
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