Wissenschaftskolleg Mainz

Wissenschaftskolleg Mainz
Hannah Jacobs

Betreuer
Prof. Andrea Wandel
Prof. Jan - Henrik Hafke

Projekttyp
Abschlussarbeit Bachelor, Architektur
Wintersemester 2018/19

Durch die Schaffung von gemeinschaftlichen Wohnangeboten in Kombination mit neuartigen Forschungsraumkonzepten soll der zentral gelegene Münsterplatz in Mainz zu einem Identität stiftenden, städtischen Ort transformiert werden und zu einem Aushängeschild des Hochschul- und Universitätsstandort werden.

Erläuterung von Hannah Jacobs

Mainz ist für die Schaffung eine Wissenschaftskollegs in Rheinland - Pfalz eine offensichtliche Wahl. Der Wissenschaftsstandort Mainz hat bereits eine hohe Anzahl von Forschungseinrichtungen, Universitäten und Instituten. Es gilt nun, modernen Formen des Forschens einen Standort zu bieten. Dieser sollte im Rahmen der Initiative „Aktives Stadtzentrum“ zum einem Hotspot für Dozenten, Doktoranten und Gastwissenschaftler werden. Das Grundstück am Münsterplatz bietet einen hoch attraktiven Stand- ort für das neue Wissenschaftskolleg. Die gute Lage zwischen Stadtzentrum und Bahnhof sorgt für ein hohes Aufkommen an fußläufigen Menschenströmen, die zwangsweise am Münsterplatz auf des Wissenschaftszentrum stoßen, wenn sie sich in der Stadt bewegen. Umso wichtiger ist die Form und die Ausdrucksweise des neuen Instituts.

Städtebaulich fällt dem Gebäude die Aufgabe zu, den Münsterplatz, der aktuell durch die mangelnde Gebäudehöhe am Blo- ckende undefiniert ausläuft, stärker und klarer zu begrenzen. Gesellschaftlich hat das Institut die Aufgabe, moderne Wissen- schaft der breiten Öffentlichkeit näher zu bringen und erfahrbar zu machen.
Für die Nutzer des Kollegs soll ein Ort entstehen, der intensiv das gemeinschaftliche Wohnen, Arbeiten und Forschen fördert.

Das Ensemble verfügt über enge Verbindungen mit den benachbarten Gebäuden des Blockrandes. Die Wohngebäude werden durch eine Zeile im Westen und eine Punktbebauung im Osten in den den Fluchten weitergeführt. Durch die ankommenden Fluchten des städtischen Kontexts wird eine neue Begrenzung des Blockrandes generiert, die weiter in die Verkehrsachse des Platzes ragt und ihn damit stärker abschließt an dessen nördlicher Seite. In diese neue Ecksituation stellt sich repräsentativ ein Solitär. Die einzelnen Gebäude werden von einem Sockelgeschoss verbunden, durch welches sich lediglich der Solitär bis auf die Straßenebene durchsteckt. Da der Kubus die vorwiegend öffentlichen Nutzungen beherbergt, wird somit eine einladende Geste gegenüber dem Fußgänger erreicht. Die angrenzenden Gebäude des Ensembles beginnen in ihrer Hauptnutzung erst über dem Sockel. Dies schafft eine Schwelle zur Öffentlichkeit. Damit die Trennung zwischen Öffentlich und Privat nicht als harter Schnitt erfolgt, verfügt der Sockel über eine großzügige Treppe, die der Erschließung der Wohngebäude und der inneren Grünfläche dient. Die Gemeinschaft des Kollegs mit der Stadtgesellschaft wird die Sockelstruktur konzentriert auf den Solitär und verstärkt seine Position.

Im Solitärkörper stapeln sich versetzt um einen Kern großräumige Nutzungen, etwa eine Bibliothek, ein Auditorium und das Fablab übereinander. Die Räume sind verbunden durch breite, großzügige Treppen, die immer wieder versetzt Blickbezüge nach oben und unten zulassen. Zufällige Begegnungen werden gefördert, wenn man sich zum Beispiel zwischen Bibliothek und Laboren bewegt. Einblicke auf freie Arbeitsplätze werden möglich, durch großzügige Einschnitten in den Deckenplatten. Die immer sichtbare vertikale, repräsentative Erschließung fördert die Kommunikation zwischen den Geschossen und Nutzungen. Die Arbeitsplätze sind größtenteils offen, lediglich durch ein Möbel voneinander getrennt. Der maximale Austausch zwischen den Wissenschaftlern soll ermöglicht werden. Dieser Austausch kann nur entstehen, wenn zwanglos Konversationen entstehen. Dies wird durch die offene Möbellandschaft gefördert.

Zum Nebenkörper mit den Wohneinheiten führen mehrere gläserne Brücken auf verschiedenen Etagen. Die Individualzellen der Wissenschaftler im Riegel im Westen des Blocks sind maximal minimiert und angegliedert an eine offene Gemeinschaftszo- ne, die zum Innenhof orientiert ist und durch das geschickte Platzieren von einzelnen Wohneinheiten in Küchen- und Wohnbe- reiche unterteilt ist. In der Punktbebauung im Norden werden Wohnungen für Wissenschaftler mit Familie angeboten oder für Wissenschaftler, die ein erhöhtes Bedürfnis an Privatsphäre besitzen.

Besonderheiten gibt es auch in der Materialität des Kollegs. Als innovativer Wissenschaftsstandort in Mainz löst sich das Ensem- ble durch eine neutrale Fassade von der Umgebung ab. Die Neutralität der im Siebdruckverfahren bedruckten Pfosten - Riegel - Fassade des Solitärs verdeutlicht die objektive Haltung der Wissenschaft. Die 50%ige Bedruckung der Scheiben sorgt für ein blendfreies Licht im Innenraum, welches forschendes Arbeiten vereinfacht. Gleichzeitig dient es als Sichtschutz für mögliche wissenschaftliche Innovationen. Nur schemenhaft wird das innere Leben dem Vorbeigehenden näher gebracht und gleichzeitig das Interesse geweckt. Im Kontrast ist das Erdgeschoss mit klaren Scheiben verglast. Die offene Fassade erlaubt ungestörte Ein- blicke in die Ausstellung und die Anfänge des Treppenkreislaufs durchs Gebäude. Die Scheiben sind im kompletten Gebäude nur mit einer dünnen Klebe-Fuge versehen, wodurch ein homogenes Bild entsteht.

Die vertikale, geschosshohe Unterteilung der Scheiben wird in den beiden Nebengebäude übernommen. Die Fassade ist dort allerdings mit einem hinterlüfteten Mesh belegt, welches nach Außen das homogene Fassadenbild fortführt und dennoch die optimale Belüftung der Individualräume zulässt. Bewegliche Elemente erlauben das komplette der Fassade im Bereich der Zimmerfenster.

Nach Innen sind sowohl der Solitär als auch die Nebengebäude ausgebildet. Der Solitär ist transparent verglast und auch die Nebengebäude weisen ein hohes Maß an Glasflächen auf. Dies unterstützt die Kommunikation zwischen den teilen des Ensem- bles.

Als innovativer Wissenschaftsstandort in Mainz gliedert sich das Kolleg städtebaulich in die Gemeinschaft des Kontexts ein und ist doch ein repräsentatives Aushängeschild für modernes Forschen in Rheinland - Pfalz. Im Inneren bedient das Gebäude maxi- mal die Gemeinschaft von Wohnen, Arbeiten und Forschen durch interessante Raumzusammenhänge und Raumüberschnitte. Dies schafft ein Institut, dass den städtebaulichen, gesellschaftlichen und gemeinschaftlichen Anforderungen gerecht wird und versucht, diese zukunftsgerichtet weiterzuentwickeln.

 

Bildergalerie

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