"Mit meinem ausländischen Abschluss habe ich in Deutschland keine Arbeit gefunden."

Vesna
  • Welche Ausbildung haben Sie?
    1981 habe ich das Studium der Mathematik abgeschlossen. Danach habe ich 6 Jahre als Mathematiklehrerin am Gymnasium in Capljina bzw. Citluk und 6 Jahre als Projektdesignerin im Innenministerium der Republik Bosnien und Herzegowina gearbeitet.
  • Sind Sie zurzeit berufstätig?
    Ja, ich arbeite vollzeit und habe eine unbefristete Stelle.
  • Bitte beschreiben Sie kurz die Art Ihrer Tätigkeit.
    Zu meinen Aufgaben gehören:
    - Systemadministration im Windows-Bereich
    - Datenbankadministration
    - Terminalserver-Administration
    - Systemmanagement mit HP OMW
    - Erstellen und Pflegen der Dokumentation
  • Warum haben Sie sich für eine Berufsausbildung im Informatikbereich entschieden?
    Ich kam 1992 als Kriegsflüchtling nach Deutschland, sprach aber kein Deutsch. Das hatte zur Folge, dass ich fast 5 Jahre lang bei MacDonalds gearbeitet habe und gleichzeitig verschiedene Sprachkurse belegt habe. Meine letzte Berufstätigkeit in Ex-Jugoslawien war in der Informatikbranche und ich wollte auch in Deutschland weitermachen. Alle meine Versuche, einen Job in der Branche zu bekommen, scheiterten. Ich war beim Arbeitsamt, ich habe mich beworben, aber ich bekam keine Chance.
  • Empfinden Sie Ihre derzeitige Tätigkeit als interessant?
    Ja, meine Arbeit ist sehr interessant, sie macht neugierig.
  • Warum haben Sie sich entschlossen, Informatik zu studieren?
    Ich habe in Bosnien und Herzegowina schon in der Informatikbranche gearbeitet und wollte auch in Deutschland in diesem Bereich weitermachen. Alle meine Versuche, einen Job in der Branche zu bekommen, scheiterten. Ich war beim Arbeitsamt, ich habe mich beworben, aber ich bekam keine Chance.
  • Warum haben Sie sich für ein Fernstudium entschieden?
    Ich wollte meine beruflichen Einstiegsmöglichkeiten verbessern und habe eine Möglichkeit gesucht. Da ich in dieser Zeit bei MacDonalds im Schichtdienst arbeitete, kam nur ein Fernstudium in Frage. Wenn man Schwierigkeiten mit der Sprache hat, ist es außerdem einfacher zu Hause lernen - die Wörterbücher stehen griffbereit.
  • Warum haben Sie sich für ein Studium bei der ZFH/Hochschule Trier entschieden?
    Ich hatte gerade beschlossen, mich nach Qualifikationsmöglichkeiten umzusehen, da fand ich einen Tag später in der Rhein-Zeitung eine Anzeige zum Fernstudium. Dann habe ich mit meinem Mann als Übersetzer die angebotene Informationsveranstaltung in Trier besucht. Das vorgestellte Konzept war genau das, was ich suchte: Ich konnte meine Lernzeiten meiner Arbeit anpassen, alle Termine wurden rechtzeitig bekannt gegeben (kurzfristig bei MacDonalds frei zu bekommen war immer ein Problem) und, was am wichtigsten war, die angebotenen Fächer waren genau das, was mich interessierte. Nur unter AUFS konnte ich mir nichts vorstellen (mein Mann konnte mir leider nicht erklären, was endliche Automaten sind).
    :-) Anm. d. Red.: Neben ihrem Hauptberuf betreut Vesna Daum heute die Fernstudienteilnehmer des Moduls AUFS bei Fachfragen und leitet die Präsenztutorien dieses Moduls.
  • Hatten Sie im Vorfeld des Studiums Bedenken, ob Sie das Studium überhaupt beginnen sollen bzw. ob Sie das Studium schaffen?
    Ich wollte zurück in meinen Beruf und das war eine unglaubliche Motivation. Ich hatte sehr viel Angst, ob meine Sprachkenntnisse ausreichen würden, um den komplexen Stoff zu bewältigen. Gute Wörterbücher mit Fachbegriffen waren fast unmöglich zu finden. Natürlich habe ich mir auch Gedanken gemacht, wie es möglich sein würde, Beruf, Familie und Studium in Einklang zu bringen.
  • Erwarten Sie, dass sich Ihre Berufstätigkeit durch das Informatikstudium verändert?
    Ich habe erwartet/gehofft, nach dem Studium eine adäquate Stelle zu finden. Dass ich schon mit dem Zertifikat des ersten Moduls eine Arbeitsstelle finde, hätte ich mir nicht träumen lassen. So bekam ich schon 1998 meine erste Stelle in der Informatikbranche und seit 2001 habe ich meine jetzige Stelle.
  • Wie viel Zeit bringen Sie wöchentlich für das Studium auf?
    10-12 Stunden pro Woche. Das ist abhängig von der Komplexität des Faches. Falls man in dem Bereich schon berufliche Erfahrung hat, geht es natürlich einfacher.
  • Ist es schwierig, sich in die Informatikinhalte einzulesen?
    Da Deutsch nicht meine Muttersprache ist, war es für mich unglaublich schwierig, alle diese allgemeinen (und in keinem Wörterbuch erklärten) Abkürzungen (d.h., bzw., usw.) zu verstehen. Das gilt natürlich auch für alle diese juristischen Begriffe im Modul IT-Sicherheit.
  • Was gefällt Ihnen gut am Fernstudium, wo sehen Sie Verbesserungsbedarf?
    Zuerst: Man kann das Studium sehr gut mit dem Beruf vereinbaren. Zweitens: Alle Professoren und Professorinnen haben bei den mündlichen Prüfungen sehr viel Verständnis und Geduld für meine Sprachprobleme gezeigt. Drittens: Für die Familie bleibt zwar weniger Zeit, aber man kann sich die Lernstunden so einteilen, dass man trotzdem bei allen familiären Ereignissen dabei ist.
  • Wie reagiert Ihr Umfeld auf das Studium?
    Die Reaktionen sind unterschiedlich: von Begeisterung und Unterstützung bis Missbilligung von Studium und "theoretischem" Wissen.
  • Unterstützt Ihre Familie Sie, um Ihnen Freiräume für das Studium zu schaffen?
    Mein Mann hat mich sehr unterstützt.
  • Wie binden Sie das Studium in Ihren Tagesablauf ein?
    Ich habe mir eine Regelmäßigkeit eingebaut: an Arbeitstagen 1-1,5 Stunden und am Samstag und Sonntag jeweils 3-4 Stunden lernen.
  • Wie wirkt sich das Studium auf die Zeit aus, die Sie mit der Familie verbringen?
    Natürlich wirkt sich das Studium auf das Familienleben aus. Aber wenn ein Traum verwirklicht werden soll, dann versteht auch der Rest der Familie das und unterstützt. Und spätestens nach einem halben Jahr ist das nächste Fach bestanden und man ist seinem Ziel näher und dem Ziel "mehr Zeit mit der Familie" ... .
  • Würden Sie anderen Frauen empfehlen, eine Tätigkeit im Informatik-Bereich anzustreben?
    Informatik ist eine wunderschöne Wissenschaft, sowohl für Frauen als auch für Männer.
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