Simulation maritimer Handelswege zur Römerzeit

Experimentelle Geschichtswissenschaften sind in den vergangenen Jahren immer stärker in den Fokus der Historiker geraten. Mit den Expeditionen Kon Tiki und Ra hat der Norweger Thor Heyerdahl seit Ende der 40er Jahre des letzten Jahrhunderts gezeigt, dass Überquerungen von Atlantik und Pazifik für Ägypter und Polynesier möglich waren. Auf Basis von Funden und Bootsbautechniken heutiger indigener Völker hat er Boote aus Balsaholz bzw. Papyrus gebaut und gesegelt. In Dänemark gibt es verschiedene Aktivitäten, die sich mit dem Nachbau und der Nutzung von Wikingerschiffen  beschäftigen. Aus der praktischen Nutzung dieser historisch vergleichbaren Wasserfahrzeuge lassen sich verlorengegangene Erkenntnisse über Routen und Navigationstechniken wiederbeleben. Freizeitsegler nutzen bei ihren Ozeanüberquerungen alte Handelsrouten von Großseglern, auch wenn ihre Schiffe heutzutage andere Routen zulassen würden.

In diesem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten und von Prof. Dr. Christoph Schäfer, Universität Trier, geleiteten Projekts werden auf Basis von Schiffsfunden Boote und Modelle gebaut und auf ihre Leistungen beim Segeln untersucht. Dies geschieht in verschiedenen Teilprojekten sowohl praktisch als auch simulatorisch. In diesem Teilprojekt werden die Ergebnisse der anderen Projekte genutzt, um durch Simulation der einzelner Reisen typische Handelswege zu ermitteln. Dabei werden Wetterdaten genutzt, die von der Nasa für die Jahre 1989 bis 2011 im Web zur Verfügung gestellt werden. Genutzt wird dabei die Erkenntnis, dass die klimatischen Verhältnisse zur Römerzeit dem heutigen Klima sehr ähneln, mit entsprechenden Wind- und Wettersystemen.

Das Bild zeigt eine Simulation von Handelsreisen zwischen Ostia, dem Hafen von Rom, und Alexandria.

Bereits ohne Einflussnahme zeigt sich eine Häufung südlich von Kreta. Aus Funden ist bekannt, dass dort viele Schiffe verkehrt haben müssen. Es sind auf vorgelagerten Inseln Reste von Leuchtfeuern bekannt. Das Idagebirge auf Kreta konnte von den Navigatoren zur Positionsbestimmung genutzt werden, denn der Kompass war noch nicht bekannt.  

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Prof. Dr. Fritz Nikolai Rudolph
Professor FB Informatik

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Schneidershof | Gebäude O | Raum 208
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