Blooming Ignorance

Das Projekt Blooming Ignorance wurde kreativ angestoßen durch einen Beitrag der Autorin und taz-Redakteurin Lin Hierse. In einem emotional aufgeladenen Aufsatz mit dem Titel „Krieg und Frühling“ schreibt sie, wie schön es ist, dass die Sonne so selbstlos scheint und die Natur willkürlich wuchert – immer – ohne einen Gedanken an Hungersnöte, Krieg und Pandemien zu verschwenden.

Der Natur und ganz besonders dem Frühling ist all das vollkommen egal.

Und du glaubst wirklich es wäre okay. 

Du blühst und blamierst dich. Du trinkst und teilst nicht. Du zeigst kein Mitleid, kein Gewissen. 

Viel Leid, viel Elend und du bist leider nicht dabei.

Ich bin wütend auf den Frühling, auf Sonne, Mond und Sterne, auf Blumen und Bäume. Ich bin wütend auf mich, weil ich mich an all dem erfreue, statt mich mit Leid und Tränen zu beschäftigen.

Ich habe Wut in mir, weil ich Euphorie für das Schöne empfinde.

Dafür wirst du büßen,

lieber Frühling!

Für das Projekt hielt ich mich viel in der Natur auf. Die Idee war, meine kindliche und wahrscheinlich auch unbegreifliche Wut auf die Natur zu übertragen.

Ich versuchte Blumen und Pflanzen zu entstellen, indem ich sie auseinanderpflückte, neu zusammensetzte und bestickte. Eine Collage aus Pflanzenteilen und Garn, spontan und abstrakt. Das direkte Auseinandersetzen mit einer Form und das Verändern dieser bestehenden Gestalt erzeugte Spannung und eine Art von Ironie.

Diese Pflanzencollagen hielt ich fotografisch fest. Danach setzte ich malerische Elemente mit den Fotoaufnahmen digital zusammen.

Bei diesem Prozess sind Illustrationen entstanden, die sich weniger mit der Pflanzenwelt beschäftigen und vielmehr Empathie ausstrahlen sollen. Sie wirken naiv, unglaubwürdig und besitzen trotzdem sensible Tiefe. Sie erinnern zum einen an die Traurigkeit und zum anderen an die Glücksmomente unseres Seins.

Ich bin wütend auf die Ignoranz der Natur und trotzdem ist dieses Projekt ein Liebesgeständnis an sie.