Offener Brief der Scientists for Future an die Abgeordneten des Landtags von Rheinland-Pfalz

Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete des Landtags von Rheinland-Pfalz,

wir gratulieren Ihnen zu Ihrer Wahl zur/zum Landtagsabgeordneten. Anlässlich Ihrer in Kürze beginnenden Amtsperiode erlauben wir uns, Ihnen das nachstehende Memento zu übergeben.

Auch in Rheinland-Pfalz haben sich zahlreiche Wissenschaftler*innen unterschiedlicher Dis-ziplinen als Scientists for Future überinstitutionell und überparteilich zusammengeschlossen. Die Scientists for Future reagieren auf die historisch beispiellose Klima-, Biodiversitäts- und Nachhaltigkeitskrise, welche die Menschheit vor globale Herausforderungen stellt. Die not-wendigen Wandlungsprozesse erfordern entschlossenes und unverzügliches Handeln auf der politischen, wirtschaftlichen und technischen, sozialen und kulturellen, wissenschaftlichen sowie der privaten Ebene. Gerade erst haben wieder Zehntausende junger Leute ihre Forderungen nach einer zukunftsfähigen Umgestaltung unserer Lebensweise bekräftigt. Als Wissenschaftler*innen haben wir bereits vor zwei Jahren bestätigt, dass diese Forderungen sehr begründet sind.1

Die wissenschaftlichen Forschungsergebnisse sind eindeutig: Ihre jetzt beginnende Legislaturperiode ist die letzte, in der es möglich ist, die Erderhitzung deutlich unter 2 Grad und möglichst auf 1,5 Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit zu begrenzen, wie es neben 194 anderen Staaten auch Deutschland im Übereinkommen von Paris vereinbart hat.2

Übereinstimmende Studienergebnisse zeigen, dass es dazu erforderlich ist, die Netto-Emissionen von Kohlendioxid, Methan und anderen Treibhausgasen schnell abzusenken. Konkret belegen die Zahlenwerte eine notwendige Reduktion der Treibhausgasemissionen innerhalb dieser Legislaturperiode gegenüber dem aktuellen Stand um über 40%, um 2035 die Netto-Null erreichen zu können.3,4 Es ist sogar empfehlenswert, kurzfristig eine raschere Senkung der Emissionen anzustreben, um Zeit für aufwändigere Klimaschutzmaßnahmen zu gewinnen.

Es ist keine politische Meinung, sondern naturwissenschaftlich begründetes Wissen: Während Ihrer jetzt beginnenden Amtszeit müssen die Rahmenbedingungen geschaffen werden, mit denen die Treibhausgasemissionen in der notwendigen Zeit auf Netto-Null gesenkt werden. Es sind Ihre Entscheidungen, mit denen die Prioritäten auf schnelle Reduzierung des Treibhausgasausstoßes gelegt werden – oder nicht.

Die Wissenschaft ist sich einig: Nur wenn wir rasch, konsequent und parteiübergreifend han-deln, können wir die Erderwärmung begrenzen, das Massenaussterben von Tier- und Pflan-zenarten aufhalten, die natürlichen Lebensgrundlagen bewahren und eine lebenswerte Zu-kunft für derzeit lebende und kommende Generationen gewinnen.

Auch wir sind uns unserer Verantwortung bewusst: Für beratende Gespräche zum Thema Treibhausgasausstoß, Klimawandel, Nachhaltigkeit und notwendige Maßnahmen stehen wir Ihnen gern zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen,

Scientists for Future Rheinland-Pfalz, im April 2021, mit den Regionalgruppen (RG):

  • RG Mainz (Ansprechpartner: M.Sc. Marco Wietzoreck)
  • RG Bingen (Ansprechpartner: Prof. Dr. Urban Weber)
  • RG Kaiserslautern (Ansprechpartner: M.Sc. Alexander Haag)
  • RG Koblenz (Ansprechpartner: Prof. Dr. Frank Hergert)
  • RG Trier (Ansprechpartner: Dr. Tobias Kranz)

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1 Stellungnahme von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zu den Protesten für mehr Klimaschutz – #Scientists4Future: „Die Anliegen der demonstrierenden jungen Menschen sind berechtigt“, März 2019
2 UNFCCC (2015): Übereinkommen von Paris
3 Wuppertal Institut (2020): CO2-neutral bis 2035: Eckpunkte eines deutschen Beitrags zur Einhaltung der 1,5-°C-Grenze
4 Sachverständigenrat für Umweltfragen (2020): Für eine entschlossene Umweltpolitik in Deutschland und Europa

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