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Trier – eine Stadt mit viel Potenzial als Arbeitsmarkt für junge Akademiker

Römerstadt, älteste Stadt Deutschlands, Reiseziel für Wein- und Wanderfreunde. Trier hat viele Attribute und löst zahlreiche Assoziationen bei ihren Besuchern aus. Doch die Hochschulstadt hat auch für den akademischen Berufseinsteiger viel zu bieten: kurze Wege, ein umfassendes Freizeit- und Kulturangebot, unmittelbare Naturnähe, Internationalität, attraktive Arbeitgeber mit interessanten Aufgaben und guter Entlohnung und die Vorzüge einer grenzüberschreitenden Großregion. Gefühlt gelingt es aber unterdurchschnittlich gut die jungen Absolventen in der Region zu halten.

Woran liegt dies und wie kann es gelingen die Quote der Verbleiber unter den Trierer Hochschulabsolventen zu erhöhen?

Mit dieser Aufgabenstellung beschäftigte sich unter dem Titel „Young Professional Arbeitsmarkt Trier“ im Wintersemester 2019/20 eine Kooperation zwischen der Hochschule Trier und der Stadt Trier. Die Studie entstand im Rahmen des EU-geförderten Interreg- Projektes „Task Force Grenzgänger 2.0“, an dem das Amt für Stadtentwicklung und Statistik seitens der Stadt als operativer Projektpartner beteiligt ist. Ziel des Interreg-Projektes ist es einerseits den grenzüberschreitenden Arbeitsmarkt weiter zu entwickeln und andererseits Trier als Wohn- und Arbeitsort in der Großregion zu stärken. Aus diesem Grund wurde auch die Attraktivität des Luxemburger Arbeitsmarktes für junge Akademiker mit untersucht.

Unter der Projektleitung von Prof. Dr. Udo Burchard und Dr. Daniel Arnold vom Amt für Stadtentwicklung und Statistik gingen die zehn Teilnehmer des Seminars Angewandtes Marketing über drei Projektphasen von Oktober 2019 bis Januar 2020 auf Antwortsuche.

Im ersten Projekt-Monat wurden zunächst die Projektziele festgelegt und im Rahmen einer Markt- und Umweltanalyse die Situation der Studierenden und der zwei Trierer Hochschulen sowie der Arbeitsmarkt in der Region Trier und Luxemburg betrachtet. Vereinzelt wurden Vergleiche zu Hochschul-Standorten ähnlicher Größe und Struktur angestellt. 

Zusätzlich machte sich die Projektgruppe mit wissenschaftlichen Erkenntnisse, Theorien und Modellen zu Wanderungstypen, Arbeitsortsuchverhalten und den entsprechenden Einflussfaktoren vertraut.

In der zweiten Phase wurde eine Online-Befragung in der Grundgesamtheit der Studierenden an der Universität und der Hochschule Trier durchgeführt. Die nach dem Quotenverfahren geplante Teilnehmerzahl wurde dabei mit insgesamt 1.027 Probanden mehr als verdoppelt. Diese außergewöhnlich hohe Teilnahmebereitschaft erhöhte nicht nur die Repräsentativität der Ergebnisse, sondern zeigt auch das große Interesse an der Betrachtung von Trier als Arbeitsmarkt für den akademischen Berufseinstieg. 

Die jungen Forscher und Unternehmensberater konnten aus dem umfangreichen Datensatz viele interessante Erkenntnisse und Interpretationen ableiten. Insgesamt wurde Trier als Stadt von über 80% der Befragten generell positiv oder sehr positiv bewertet. In der Detailbetrachtung der verschiedenen Standort- und Arbeitsortfaktoren wie z.B. Verkehrsinfrastruktur, Freizeit- und Wohnangebot, Arbeitgeberkontakte zeigten sich dann aber Unterschiede, die auch in der Differenzierung nach soziodemografischen Merkmalen (z.B. Geschlecht, Herkunftsort, Hochschulart, Fachrichtung) noch zusätzlich variierten.

Mehr als die Hälfte der Befragten plant oder hat fest vor die Region nach dem Studium zu verlassen. Hingegen sind etwa ein Drittel eher geneigt in der Region zu bleiben.

Die Betrachtung der Faktoren für oder gegen einen Verbleib in der Region offenbarte interessante Ergebnisse. Während die Lust auf Neues, die Job-Chancen und die sozialen Kontakte die Hauptfaktoren für das Verlassen der Region sind, zeigten sich insbesondere die Beziehungen zu Familie und Partnern aber auch ein in Aussicht stehender Job sowie die Natur als Argumente für den Verbleib.

In der abschließenden Konzeptionsphase sollten die Arbeitsgruppen detaillierte und auch mit Kostenplänen versehene Vorschläge zur Erhöhung der Verbleibequote nach Abschluss der akademischen Ausbildung in Trier erarbeiten. Die Ideen reichten von der Begrünung der Innenstadt (Green Trier), Anwerbungskampagnen für Studienanfänger, Umzugshilfen, Meet & Eat Veranstaltungen, einer „Studier-in-Trier Webseite“, einem integrierten Verkehrsnetz mit Ausbau der Fahrrad- und Scooterinfrastruktur bis zu Kooperationen mit Wirtschaftspartnern und Verkehrsbetrieben.  

Zusammenfassend konnten die Seminarteilnehmer ihre im Studium erworbenen Fertigkeiten in einem konkreten praktischen Fall anwenden und entlang eines klassischen Beratungsprojektansatzes in der direkten Kommunikation mit dem Kunden signifikant weiterentwickeln. 

Herr Oberbürgermeister Wolfram Leibe zeigte sich von den Ergebnissen der Studie begeistert: „Die Studierenden wissen am besten, wie junge Akademiker ticken, insofern bin ich über die Kooperation mit der Hochschule und deren Ergebnisse besonders erfreut.Damit wird die Bedeutung dieser Hochschule im Oberzentrum Trier für den regionalen Arbeitsmarkt insgesamt und für die Belange der Klein- und Mittelbetriebe im Konkreten deutlich.“